von
Christian Drastil
 
08.04.2015

Zehetner long: Das wäre die Top-Strategie an der Wiener Börse gewesen

Das neue ATX-Poster zeigt keine Veränderung in der Zusammensetzung – jene 20 Titel, die sich mit Stichtag Ende August 2014 qualifizieren konnten, schafften dies auch wieder Ende Februar 2015. Trotzdem hat sich innerhalb des Posters einiges gewaltig verschoben. Im Kern: Absteiger war die RBI, Aufsteiger u.a. die Immofinanz, die damit den ATX-Five-Platz der RBI per März-Verfall einnehmen durfte.Zur Erinnerung: Immofinanz hatte 2014 nach der Buwog-Abspaltung den Platz im Fünfer-Index verloren. Umso mehr ist es eine starke Leistung, dass man nun auch ohne Buwog wieder aufgestiegen ist. Und das noch dazu deutlich. Zudem ist auch die Buwog schon im guten ATX-Mittelfeld gelandet. Und viele Buwog-Aktionäre haben ja wohl beim Blick auf den Jahresauszug per Ultimo 2014 erstmals gesehen, dass sie überhaupt Buwog-Aktionäre sind (die Banken kümmerten sich um die Abspaltung, auch wenn man nicht aktiv verfügt hat) und sich wohl über den schönen Kursanstieg gefreut.

Die Stichworte „Kursanstieg“ und „Freuen“ bringen mich aber unweigerlich zu Eduard Zehetner. Jetzt, zum Ende seiner CEO-Tätigkeit bei Immofinanz, möchte ich ein Rechenspiel angehen und mit einer Behauptung beginnen: Jemand, der ihm mit Investments gefolgt ist, konnte seinen Kapitaleinsatz verhundertfachen.

Und es war gar nicht so weit hergeholt, Zehetner zu folgen, ist er doch einer der aktivsten „Director’s Dealer“ (Vorstandskäufe) und fiebert mit dem Aktienkurs wohl – sportlich – mehr als alle anderen CEOs mit. Da ist es nur passend, dass der Mann am Tag des ATX-All-time-highs, an einem 9. in einem Sommermonat, Geburtstag hat.

Der ATX hatte sein High im Jahr 2007, Zehetner war da gerade in einer vorbereitenden Change-Phase, nachdem die RHI-Aktie seit Beginn seiner Tätigkeit im Jahr 2001 von 7 auf 41 Euro gestiegen war. Gut, CEOs waren dort andere, aber Zehetner ist es zuzuschreiben, dass die Firma, die aufgrund heftiger US-Asbestklagen-Probleme am Abgrund gestanden war, mit den kreditgebenden Banken Finanzvereinbarungen und Umstrukturierungen closen konnte, die dem Feuerfest-Spezialistem bald wieder den Phoenix aus der sprichwörtlichen Asche ermöglichten.

Noch brutaler war die Ausgangssituation bei Immofinanz, die Gründe sind bekannt. Die Aktie notierte zu Zehetners Start bei 0,25 Euro (Anm.: Ich habe einmal 0,28 geschrieben, woraufhin er mich freundlich darauf hingewiesen hat, dass es 0,25 waren), aktuell liegen wir bei 2,80 Euro. Ohne Dividenden. Nach abgespaltener Buwog.

Jemand, der Zehetner in seiner RHI-Ära gefolgt ist und dann nach seiner kurzen Pause in Immofinanz umgeschichtet hat, konnte seinen Kapitaleinsatz ver65-fachen. Mit Dividenden und Buwog mehr als verhundertfachen.

Und was denkt der Zehetner-Follower, wenn dann per Mai ein anderer CEO wird? Nichts, denn „Z“ hat klargemacht, dass ihm die aktuellen 2,80 bei Immofinanz noch nicht taugen. Und zwar so gar nicht taugen. „Z“ muss zwar ab Mai keine Director`s Dealings mehr melden; dass seine Immofinanz mehr als 2,80 wert ist, will er aber mit wohl verdammt hoher Wahrscheinlichkeit sehen.

Wir werden ihm Anfang Mai einen „Number One Award“ als besten Sanierer geben. Diese Awards basieren auf Hard Facts. Eine Verhundertfachung sollte als Begründung reichen. Zehetner war der „volksnaheste“ CEO. In Österreich mit seiner Begeisterung für die Aktien, in Deutschland (wie ich immer wieder höre) sind seinerzeit die Immofinanz-Wandelanleihen zu legendären Kultinvestments geworden.

Danke sagt ... Christian Drastil

(aus dem Fachheft 31: http://www.christian-drastil.com/fachheft-info/)

(08.04.2015)
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